Nazis raus?

Mit Legida laufen Rechtsradikale und Hooligans über den Ring
War das jetzt ein guter Abend? Oder ein bitterer? Nach dem zweiten Aufmarsch von Legida ist das Fazit gespalten. Zwar konnte Legida nicht wie angekündigt 40.000 Menschen auf die Straße locken, aber wer hätte das wirklich erwartet? Dennoch liefen Tausende, unter ihnen viele Neonazis und gewaltbereite Hooligans, unter massivem Polizeischutz auf dem Ring entlang. Ihnen waren die Gegendemonstranten zahlen- und krachmäßig überlegen.
Am Anfang sieht es so aus, als könnte es klappen mit der Blockade. In der Querstraße beim Wintergartenhochhaus stehen hunderte Menschen, die Legida-Leute nicht durchlassen wollen. Immer wieder stellen sie sich ihnen entgegen, rufen »Haut ab« oder »Wir sind die Mauer, das Volk muss weg«. Nur einzelne Legidisten kommen mit Hilfe der Polizei durch, die Spaliere durch die blockierende Masse bildet. Übers Telefon kommen Meldungen, dass der Beginn der Legida-Demo verschoben wird. Zu wenige Menschen auf dem Augustusplatz.

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Ein Lied mit Brücken

Was Masur, Schmidt und Maffay über die Kraft der Musik sagen können
»Musik ist sehr vielfältig«, sagt Burkhard Jung, und wie recht er hat, wird an dem Abend zum Thema »Die Kraft der Musik« nicht deutlich. Es geht aber auch nicht wirklich um Musik. Wie soll es auch, wenn die drei Podiumsgäste Kurt Masur, Helmut Schmidt und Peter Maffay heißen?
Dem Publikum ist es aber auch völlig egal, worum es hier geht. Irgendwas mit 89. Die Peterskirche ist ausverkauft. Viele haben Briefe geschrieben, in denen sie ihre eigenen Geschichten erzählen. »Leider kann Peter Maffay sie nicht alle persönlich beantworten«, erklärt Veranstalter und Moderator Sascha Hellen. Das täte ihm aber sehr leid.
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Geld für Krautreporter

Okay. Ich mache jetzt auch mit. Ich geben den Krautreporten Geld, damit sie den Onlinejournalismus reparieren. Obwohl erstmal einiges dagegen spricht. Denn ich bin genauso wie der Mensch hier der Meinung, dass der Onlinejournalismus in Gänze gar nicht so zerstört ist. Es erscheint mir auch etwas vermessen, dass nun gerade diese 25 Leute es schaffen werden, ihn zu retten. Zudem könnte man in der Tat erwarten, dass diese 25 Journalisten für einen Vorschuss von 900.000 Euro zumindest mal einen Dummy vorlegen, damit man eine ungefähre Ahnung bekommt, was genau sie da vorhaben. Frauenquote wäre auch noch ein Thema.

Aber, aber, aber … am Ende sieht es doch so aus, dass das mit bezahlbaren Journalismus im Internet bislang alles andere funktioniert. Das merke ich als Onlineredakteurin ja täglich selber. Und wenn da mal jemand was unternehmen will, in dem er Wege sucht, sich von Verlagen und von der Werbung unabhängig zu machen, dann sei er darin unterstützt. Und jaja, fünf Euro im Monat sind ja nichts – so im großen Dispo-Ganzen.

Also hoffe ich einfach, falls sie den Endspurt noch schaffen (Freitagabend ist Schluss), halten sie das Versprechen: „Geschichten, die Sie interessieren!“ Also mich.

Und jetzt ist auch noch Frank Schirrmacher tot, dessen Zitat seit Tagen schon die Krautreporter-Seite ziert: „Das Ereignis dieser Tage ist doch, dass eine Idee wie Krautreporter, die aus dem Herzen des Internets kommt, zumindest partiell auf Bezahlinhalte und den Club-Charakter setzt, den die Printmedien seit Jahren diskutieren und nie umsetzen.“

Verlinkte Dinge #4 (Teenage Kicks)

Still war es hier im Blog ein paar Wochen. Das lag daran, dass ich in Brasilien war. Ein faszinierendes, aufregendes, wunderschönes, tolles Land, in dem aber auch vieles falsch läuft. Wahrscheinlich wird es hier auch noch einen persönlichen Blick auf den WM-Gastgeber geben, solange empfehle ich das Stadtgespräch aus dem SZ-Magazin. Dort werden viele Dinge angesprochen, die ich ähnlich wahrgenommen habe: Das Gefühl, wenn man überfallen wird. Die Gentrifizierung, die dort einer viel schlimmeren Vertreibung gleichkommt als hierzulande (es gibt zum Beispiel kein Mietrecht). Die Evangelikalen, die immer einflussreicher werden. Die Fußballbegeisterung allerorten und der gleichzeitige Protest gegen die WM. Die Kriminalität auf der einen Straße, die übertriebene Polizeipräsenz auf der anderen. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Aber natürlich auch die Schönheit der Strände, des Sambas und die Liebenswürdigkeit der Menschen. Weiterlesen

Verlinkte Dinge #3 (Todes-Edition)

Beginnen wir die Wochenrückblicklinks heute beschissenerweise mit dem Tod. (Spoiler: Wir werden sie auch mit dem Tod beenden.)
Peter Liechti ist gestorben. Falls jetzt alle fragen: Wer bitte? Bis vor einem halben Jahr kannte ich ihn auch nicht, dann wurde dem Schweizer Filmemacher auf der Dokwoche in Leipzig eine Hommage gewidmet. Ich sah drei tolle Filme von ihm und eigentlich sollte ich ihn interviewen. Das klappte leider nicht, weil erst er, dann ich keine Zeit hatte. Was jetzt noch viel bedauernswerter ist, als eh schon. In der NZZ ist ein Nachruf erschienen, auf arte gab es letztes Jahr ein kleines Portrait. Hier der Trailer zu seinem letzten und wohl erfolgreichsten Film „Vaters Garten“, in dem er seine Eltern zum besseren Verständnis als Hasenfiguren auftreten lässt und dem ich jeden empfehlen würde, der seine Eltern oft auch nicht versteht. Oder seine alten Nachbarn. Also jedem.

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Verlinkte Dinge #2

Die grandiose Rubrik „Verlinkte Dinge“ mausert sich in ihrer zweiten Runde immer mehr zum Wochenrückblick. Aber das muss ja nicht schlecht sein. Gerade hat Heldenstadt – die Verlinker vorm Herrn in Leipzig – das Ganze hier in die Leipzig-Blogger-Liste aufgenommen. Also wird jetzt hier gebloggt!

Krise
„Krise? Mir doch egal. Ich bin seit meinem 13.Lebensjahr in der Krise.“ Diesen schönen Satz schrieb einst Kerstin Grether und beschreibt damit ganz gut mein Verhältnis zu Krisen jeder Art. Es erschreckte mich dennoch, dass die Finanzkrise, die so viele existenzzerstörende Folgen hatte, wohl nur ein Anfang war, wie die Titelgeschichte im SZ-Magazin erklärte. Bankangestellte kaufen sich Waffen für den Moment, in dem alle die Supermärkte plündern werden. Weiterlesen

Verlinkte Dinge

Ich verlinke jetzt Dinge. Das ist jetzt nicht gerade eine innovative Idee, also gar nicht. Aber da ich gerade keine innovative Idee habe (ist aber auch Sonntag heute), stelle ich hier jetzt tolle Ideen von anderen Menschen rein. Zum Beispiel die tolle Idee von Nilz Bokelberg, seine ganzen offenen Tabs zusammenzufassen, oder auf die Woche zurückzublicken wie André Herrmann oder einfach Links zusammenzutragen, wie Felix Schwenzel es regelmäßig tut. Und damit wäre „ich verlinke jetzt Dinge“ dann auch hinreichend erklärt.

Links vom 23.03.14

Da das hier ja der erste Beitrag in der Reihe „Verlinkte Dinge“ ist, könnte ich nun auf etwa 20 Jahre Internet zurückgreifen, beschränke mich aber mal auf die letzten Tage. Weiterlesen

Partymachen mit Aufpasser

Unter dem Motto »Hoch- und Popkultur vereinen« bringt die Audio Invasion Gewandhausorchester und Technofans aus dem Umland zusammen. Musikalischer Höhepunkt dieses Jahr: Die französische Supergroup Versatile Noise Troopers.

Der Mann mit den grauen Haaren ist überfordert. Zehn Menschen stehen vor der verschlossenen Tür des großen Saals und gedenken, sie einfach zu öffnen. »Halt!« ruft er und erklärt den Unwissenden, dass man hier nicht einfach reinspazieren kann, wie man gerade lustig ist, sondern den ersten Satz abwarten muss und damit den Moment, wo er einem höchstselbst die Tür öffnen wird. »Und dann setzen Sie sich ganz leise auf die Treppe«! Auf die Treppe sitzen ist eigentlich streng verboten im Gewandhaus, aber heute ist alles anders.

Menschen mit Glitzer im Gesicht und Drinks in der Hand wanken hier durch die Gänge von Schnaps- zur Bierbar und wollen Party machen – und nebenbei auch das Gewandhausorchester sehen. Wenn man schon mal hier ist. Das spielt »The Young Person’s Guide to the Orchestra« von Benjamin Britten, ein Stück, das auch für Menschen, die keine Ahnung von Orchestermusik haben, schön klingt, nahezu lehrreich ist. Und so applaudiert und kreischt das Publikum, was zu freudigen Gesichtern der Fliegenträger auf der Bühne führt, denen Johlen und Kreischen als Reaktion auf ihr Auftreten eher selten unterkommt. Weiterlesen